Über Rudolf Caracciola
"Das Automobil ist zweifellos ein Mechanismus, und es ist ebenso wahr, dass der Wettstreit ein Kampf der Rennmaschinen ist. Aber genau das ist die spannende Seite: Die alleinige Vorbereitung des Wagens erfordert Geist, eine Menge Scharfsinn und Fachkenntnisse. Auf der andern Seite war es immer der brennende Wunsch eines jeden, die Ziellinie stets als Erster zu überqueren. Die alten Griechen kämpften mit ihren vierspännigen Wagen, welche heute durch unsere Rennwagen ersetzt worden sind. Der Sinn ist der gleiche geblieben; Der Rausch der Geschwindigkeit, der Kampf und die Gefahr sind die Bestätigung dessen, dass vor allem das Werk, an dem man arbeitet, alles überragt“. Rudolf Caracciola (1901 - 1959)
Wie viele Titel haben Sie gewonnen?
Drei Europameistertitel der Grand-Prix-Kategorie (1935, 1937 und 1938) mit den Mercedes-Benz-"Silberpfeilen" W 25, W 125 und W 154; drei Europa-Bergmeisterschaften (1930, 1931 und 1932) mit dem Mercedes-Benz SSK und Alfa Romeo P3. Im Jahr 1931 gewinnt Rudolf Caracciola zudem als erster Nicht-Italiener die legendäre Mille Miglia. Nicht nur das: Am 28. Januar 1938 erzielt er am Steuer eines stromlinienförmigen Mercedes W125 Rekordwagen auf der Autobahn Frankfurt-Darmstadt den Geschwindigkeitsrekord von 432,7 km/h.
Wie entstand der Mythos der Silberpfeile?
Das geht zurück auf das Internationale Eifelrennen vom 3. Juni 1934, als der W25 bei der Kontrolle das zulässige Maximalgewicht von 750 kg um ein halbes Kilo übertrifft. Um nicht vom Start ausgeschlossen zu werden, lässt nun Mercedes-Rennleiter Alfred Neubauer die weisse Farbe – somit die Farbe Deutschlands im Rennsport - abkratzen. Damit konnten die um eine Spur leichteren blanken Wagen am Rennen teilnehmen. Die Silberfarbe des blanken Aluminiums führte zum Ausdruck „Silberpfeile“, aus Aberglauben ändert man den Namen nicht mehr. Caracciola wird zum Spitzenfahrer der deutschen Mannschaft.
Warum erhielt Caracciola den Beinamen Regenmeister?
Weil er bei sintflutartigem Regen den Grossen Preis von Deutschland 1926 auf der AVUS (Berlin) überlegen gewonnen hat.
Was macht ihn so einzigartig?
Alfred Neubauer meint dazu: "Für mich war Rudolf Caracciola der grösste Rennfahrer der zwanziger und dreißiger Jahre und vielleicht auch aller Zeiten. Er vereinte in sich eine aussergewöhnliche Konzentration, in Verbindung mit körperlicher Stärke und Intelligenz."
1901
Am 30. Januar wird Rudolf Caracciola als viertes Kind der Eheleute Maximilian und Mathilde Caracciola in Remagen (Deutschland) geboren.
1916
Dank einer Sondergenehmigung darf er im Alter von 15 Jahren den Führerschein machen. Sein erstes Auto ist ein Mercedes 16/45.
1919
Er wird als Lehrling bei der Fafnir Automobil Fabrik in Aachen eingestellt. Im selben Jahr bestreitet er im Sattel eines NSU-Motorrads sein erstes Rennen.
1926
Vor 230 000 Zuschauern siegt er am Steuer eines privaten Mercedes-Benz 2-L-8 "Monza“ beim ersten Grand Prix von Deutschland auf der Berliner AVUS. Nach dem unerwarteten Sieg wird er wegen des während des ganzen Rennens laufend niederprasselnden Regens sowie aufgrund der widrigen Strassenverhältnisse von der deutschen Presse zum Regenmeister erkoren. Er heiratet Charlotte Liesen.
1930
Mit dem Mercedes-Benz SSK4 siegt er bei diversen Rennen und holt sich damit seinen ersten von drei europäischen Bergmeistertiteln.
1931
Mercedes-Benz zieht sich aus dem aktiven Motorsport zurück. Trotzdem wird Caracciola mit seinem halboffiziellen SSKL erneut Berg-Europameister. Am Steuer des SSKL - mit seinem Partner Wilhelm Sebastian als Beifahrer - wird er im selben Jahr auch erster ausländischer Mille-Miglia-Sieger, und das mit dem neuen Rekorddurchschnitt von 101,1 km/h.
1932
Caracciola wechselt zu Alfa Romeo.
1933
Zusammen mit Louis Chiron gründet er den Rennstall CC (die Initialen der beiden Piloten). Während des Trainings zum Grossen Preis von Monaco verunglückt er mit seinem Alfa Romeo 8C Monza schwer. Das rechte Bein wird um 5cm kürzer bleiben.
1934
Nachdem Mercedes-Benz wieder in den Rennsport einsteigt, kehrt er in die Werksmannschaft zurück. Zusammen mit Luigi Fagioli siegt er im Grossen Preis von Italien. Seine Frau Charlotte kommt bei einem Lawinenunglück in Arosa ums Leben.
1935
Am Steuer des Mercedes-Benz W25B holt er vier GP-Siege (Frankreich, Belgien, Schweiz und Spanien) in sieben Rennen, damit ist er erstmals Grand-Prix-Europameister. Auch in Tripolis und am Nürburgring ist er nicht zu schlagen. Caracciola stellt auch seinen ersten Geschwindigkeitsrekord auf: 311,985 km/h.
1937
Auf dem neuen Mercedes-Benz W125 gewinnt er seinen zweiten EM-Titel. Bei strömendem Regen dominiert Caracciola bei den Grand Prix von Deutschland und der Schweiz. Damit unterstreicht er zum wiederholten Mal seinen Ruf als “Regenmeister“. Am 19. Juni heiratet er Alice Hoffmann-Trobeck, ehemalige Ehefrau von Alfred Hoffmann-Trobeck, dem pharmazeutischen Unternehmensleiter der Hoffmann-La-Roche-Labors.
1938
Am 28. Januar stellt er mit dem keilförmigen W125-Rekordwagen den Kilometer-Geschwindigkeitsrekord mit 432,7 km/h und den Meilenrekord mit 432,4 km/h auf. Zudem gewinnt er seinen dritten Europameistertitel.
1939
Caracciola zieht mit seiner Frau nach Castagnola, am Ufer des Luganersees.
1946
Die Einladung, das 500-Meilen-Rennen von Indianapolis auf einem amerikanischen Thorpe Special zu fahren, endet für Caracciola nach einem schweren Unfall im Koma. Es folgt eine lange Erholungspause.
1952
Zusammen mit Teamkollegen holt Caracciola bei der Rallye Monte Carlo den Mannschaftspreis. Ein schwerer Unfall mit einem Mercedes 300SL auf der Bremgarten-Rundstrecke bei Bern bedeutet das Ende seiner Rennfahrerkarriere.
1959
Am 28. September stirbt Rudolf Caracciola im deutschen Kassel. Er wird in Lugano beigesetzt.
Der Regenmeister
Rudolf Caracciola siegt sowohl auf der Rundstrecke als auch am Berg. Seine besondere Eigenschaft: Die totale Beherrschung seines Wagens auch auf nasser Fahrbahn!